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ImmoFuturMagazin

Warm Wärmer Infrarot?

Eine Alternative zur Wärmepumpe?

Lesezeit: 5 Minuten

  • klimaneutrale Gebäudeentwicklung
  • Wärmeversorgung

Lange Wartezeiten und hohe Kosten für Wärmepumpen werfen die berechtigte Frage auf: Gibt es adäquate Alternativen? Oder ist die Wärmepumpe der Highlander unter den klimaneutralen Heizungssystemen?

Das IMMOFUTUR Magazin ist bei der Recherche auf eine technologische Alternative gestoßen, die im öffentlichen Diskurs bislang kaum Beachtung gefunden hat, kürzlich aber auch seine Daseinsberechtigung eingefordert hat: Infrarotheizungen.

So viel wollen wir gleich vorweg nehmen: Als 1 zu 1 Ersatz für Wärmepumpen in Mehrfamilienhäuser wird die Infrarotheizung wohl leider nicht taugen. Aber sie könnte unter bestimmten Bedingungen eine kostengünstige Zwischenlösung bzw. Ergänzung sein.

Was ist eine Infrarotheizung überhaupt?

Im Vergleich zur Wärmepumpe gilt die Infrarotheizung als low-tech Lösung. Sie nutzt kein umfangreiches, komplexes System, sondern benötigt lediglich eine Stromverbindung.

Im Wohnbereich kommen oft Niedertemperatur-Infrarotheizungen zum Einsatz.Sie strahlen Wärme in Form von Infrarotstrahlen aus, die direkt Personen, Objekte und Wände im Raum erwärmen.

Im Gegenteil zu anderen Heizsystemen wird dadurch die Erwärmung der Luft und die damit verbundene Zirkulation reduziert, was besonders von Allergikern und Asthmatikern geschätzt wird, da weniger Staub aufgewirbelt wird.

Ein zusätzlicher Pluspunkt ist die geringere Wärmeabgabe beim Lüften, was zu Energieeinsparungen führt.

Viel Positives, aber ein großes Manko

Der Branchenverband IG Infrarot hat die Technische Universität Dresden mit einer Studie beauftragt. Herausgekommen ist dabei die "Potenzialbewertung von Infrarotheizungen als Spitzenlastabdeckung".

Die Studie hat examplarisch ein Einfamilienhaus mit 160 m2 Wohnfläche und Wärmedämmstandard 95 untersucht, einer Norm-Heizlast von 9,2 Kilowatt und einer spezifischen Heizlast von 57 Watt je m2.

Leider trifft die Studie keine weiteren Aussagen über die Machbarkeit und Sinnhaftigkeit einer solchen Lösung in Mehrfamilienhäusern. Eine Anfrage unsererseits an die Studienautoren blieb bislang unbeantwortet. Sobald wir mehr wissen, werden wir den Artikel entsprechend aktualisieren.

Update: Nach Rücksprache mit den Autoren der Studie ist festzuhalten, dass sich die Methodik der Studie grundsätzlich auch auf Mehrfamilienhäuser übertragen ließe.

Es würde eine Anpassung des zugrundeliegenden Simulationsmodells und die Berücksichtigung baulicher Gegebenheiten (z.B. Baualtersklasse, Art der Wärmeerzeugung) erfordern. Doch grundsätzlich besteht laut Autoren aber auch für Mehrfamilienhäuser Potenzial, dass eine wie in der Studie aufgezeigte Lösung positive Auswirkungen haben könnte.

Für die tatsächliche Umsetzung einer solchen Lösung ist eine fachliche Beratung und Berechnung unerlässlich und wird empfohlen.

Nichtsdestotrotz wollen wir die Ergebnisse der Studie kurz zusammenfassen.

Die zentrale Frage der Studie: Kann ein vorhandenes wasserführendes Heizsystem (Studie: Gas-Niedertemperaturkessel) mit hohen Vorlauftemperaturen durch eine Infrarotheizung bei gleichzeitiger Senkung der Vorlauftemperaturen unterstützt und auf die Umstellung auf Wärmepumpe vorbereitet werden?

Haupterkenntnis: Ja, die Infrarotheizung kann als ergänzendes Heizsystem genutzt werden. In diesem Szenario bleibt die bestehende Gasheizung vorerst erhalten, wird jedoch nur für die Grundwärme im Wohnhaus verwendet, wodurch der Verbrauch gedrosselt wird. Für Spitzenwärmebedarf kommen effiziente, strombetriebene Niedertemperatur-Infrarotheizungen zum Einsatz. Dadurch reduziert sich der Verbrauch fossiler Brennstoffe.

Für das repräsentative Test-Einfamilienhaus der Studie konnte die Kombination aus Infrarotheizung für Spitzenlasten und Wärmepumpe für Grundlasten den Heizenergieverbrauch um bis zu 62 Prozent senken.

Laut der Wissenschaftler ist das vor allem für diejenigen interessant, für die es nicht möglich ist, in einem alten Bestandsgebäude (Altbau mit Dämmstandard nach Wärmeschutzverordnung 95) schnell auf eine Wärmepumpe umzurüsten. Dann könnte die Infrarotheizung eine passable, vorübergehende Alternative sein, um den Verbrauch an fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Und dann mittelfristig eine Umrüstung auf eine Wärmepumpe erfolgen.

Auf den ersten Blick bieten Infrarotheizungen einige Vorteile - auch gegenüber Wärmepumpen.

  • geringere Investitionskosten (bis 75% günstiger)
  • wartungsfrei
  • keine Betriebskosten
  • schnelle Verfügbarkeit und Installation
  • keine tiefe Sanierung der Gebäudehülle notwendig
  • keine Umbauten am wasserführenden Wärmeübergabesystem notwendig
  • längere Lebensdauer (bis zu 35 Jahre)

Befürworter der Infrarotheizung argumentieren außerdem, dass im Vergleich zur Wärmepumpe die graue Bilanz für Infrarotheizungen besser ausfällt.

Graue Bilanz: Die graue Energie ist die Energie, die für die Herstellung, den Transport und die Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Sie wird auch als „versteckte Energie“ bezeichnet, da sie nicht direkt sichtbar ist.

Das größte Manko ist allerdings: Eine 1 zu 1 Alternative zur Wärmepumpe ist die Infrarotheizung nicht. Sie ist primär eine Zusatzheizung. Und das bedeutet, dass sie nicht allein für die Wärmeversorgung eines Gebäudes sorgen kann. Und nochmals möchten wir darauf hinweisen: Die Studie bezieht sich auf ein Einfamilienhaus. Valide Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit für Mehrfamilienhäuser stehen bislang noch aus.

Außerdem zu berücksichtigen:

  • der Einsatz von Infrarotheizungen ist infolge des GEGs für Bestandsgebäude nur ab Dämmstufe 55 möglich
  • Betrieb durch Strom, Abhängigkeit von Strompreisen

Experten für Gebäudesanierung weisen zudem daraufhin, dass der Zustand der vorhandenen Elektroleitungen vor Installation und Betrieb einer Infrarotheizung berücksichtigt werden sollte.

Vor allem ältere Leitungen könnten eventuell nicht die gefordete Leistung verkraften, die für das dauerhafte Betreiben mehrerer Infrarotheizungen nötig wäre. Das könnte zu einem erhöhten Brandrisiko führen.

Abgekühlt

Infrarotheizungen sind eine interessante Technologie, die in Zukunft vielleicht noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Doch für Mehrfamilienhäuser sind sie Stand jetzt noch keine Alternative zur Wärmepumpe. Dafür sind die Heizleistungen zu gering und die Abhängigkeit von Strom zu hoch.

Doch als Ergänzung oder Zwischenlösung könnten sie durchaus eine Option sein. Vor allem, wenn die Wärmepumpe noch nicht sofort installiert werden kann, aber die Heizkosten und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern gesenkt werden sollen.

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