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ImmoFuturMagazin

Energie vom Dach

So gelingt Photovoltaik in Mehrfamilienhäusern

Lesezeit: 4 Minuten

  • Photovoltaik
  • Solarenergie
  • Mehrfamilienhäuser

Sommer, Sonne, Solarstrom. Sonnenenergie direkt vom eigenen Dach boomt. Die Nachfrage ist auch Dank des Solarpakets I noch mal angestiegen.

Doch Branchenexperten beobachten, dass Solarstrom primär in Ein- und Zweifamilienhäuser Einzug erhält. Das Potential auf Dächern von Mehrfamilienhäusern wird bislang noch vergleichsweise wenig genutzt.

Wir wollten wissen, warum auf Dächern von Mehrfamilienhäusern Solarstrom noch nicht so wirklich angekommen ist. Dafür haben wir beim Photovoltaik-Experten und Co-Gründer von enlumin nachgefragt, Binyam Abraha.

IMMOFUTUR: Hallo Herr Abraha, kommen wir gleich zur Sache: Wie schätzen Sie aktuell den Stand der Energiewende in Deutschland ein?

Binyam Abraha: Es geht voran. Aber es ist noch ein weiter Weg.

Man merkt schon, dass das Thema in der Politik angekommen ist und dass man nun auch mehr und mehr versucht, die praktische Umsetzbarkeit der politischen Ideen und Gesetze zu vereinfachen.

Aber es gibt immer noch genügend zu tun und zu verbessern.

IMMOFUTUR: Was sind momentan die größten Stolpersteine?

Binyam Abraha: Wir spüren eine sehr große Verunsicherung bei unseren Kunden und Kundinnen. Das liegt vor allem an der Haushaltsdebatte der Bundesregierung.

Die Verunsicherung ist momentan vor allem recht groß, wenn es zur Frage kommt, ob man wirklich in größere Solaranlagen investieren sollte.

Außerdem fehlt es einfach an Personal. Nicht nur an Fachkräften in der Photovoltaik-Branche, die die Solaranlagen installieren. Sondern auch auf Seiten der Netzbetreiber. Die sind vollkommen aus- und überlastet.

Das ist kein Vorwurf an die Netzbetreiber, sondern einfach ein Erfahrungswert unserer täglichen Arbeit. Es dauert aus unserer Sicht oft viel zu lange, bis Anträge abgearbeitet werden.

Für die Umsetzung von unseren Projekten ist das manchmal wie eine Vollbremsung.

Denn wir brauchen die Rückmeldung der Netzbetreiber, um sicher zu sein, dass die geplante Leistung eingespeist und angeschlossen werden darf.

Auch, wenn es um das Thema Digitalisierung geht, darf gerne noch mal eine Schippe draufgelegt werden.

Wir leben im Jahr 2024 und es gibt nach wie vor Anträge bei Netzbetreibern, die ausschließlich analog ablaufen. Das bedeutet dann für uns, dass wir ganz klassisch den Antrag auf Papier ausfüllen und per Post verschicken.

Warum? Das weiß ich nicht. Aber aus meiner Sicht und anderen Vertretern aus der Branche ist das nicht mehr zeitgemäß.

Und noch ein Stolperstein sind die unterschiedlichen technischen Anschlussbedingungen. Da wäre eine Vereinheitlichung echt eine Erleichterung, damit nicht jedes Netz sein eigenes Süppchen kocht.

IMMOFUTUR: Enlumin installiert Photovoltaik-Anlagen auf allerlei Dächern. Unternehmen und Gewerbe. Einfamilienhäuser. Und auch auf Dächern von Mehrfamilienhäusern. Was sind Ihre größten Herausforderungen bei der Installation einer Photovoltaik-Anlage auf einem Mehrfamilienhausdach?

Binyam Abraha: Ganz oft fehlt es uns einfach an zuverlässigen und ausführlichen Informationen zur Beschaffenheit des Daches.

Ohne aussagekräftigen Daten zum Dach können wir nicht einschätzen, welche Form der Solaranlage installiert werden kann. Also ein ganz essentieller Schritt im ganzen Prozess.

Bedeutet für uns dann oft: Erstmal alle notwendigen Informationen zusammentragen. Das braucht dann natürlich mehr Zeit, bis alle relevanten Informationen beisammen sind.

IMMOFUTUR: Wie können Hausverwaltungen schon vorarbeiten, damit Sie schneller und zielgerichtet arbeiten können?

Binyam Abraha: Die große Unbekannte ist für uns meistens das Dach. Wenn hier schon vorab alle relevanten Informationen zusammengetragen worden sind, stellt das eine massive Erleichterung für unsere Arbeit dar.

Und bedeutet im Umkehrschluss natürlich, dass wir schneller vorankommen. Eine digitalisierte, vorab zusammengetragene Übersicht aller relevanten Informationen ist für uns eine Riesenerleichterung.

Was ebenfalls gut wäre: Wenn vorab schon geklärt wäre, wo soll der Kabelweg zum Hausanschlusskasten entlanglaufen?

IMMOFUTUR: Wie lange dauert der ganze Prozess? Von erster Kontaktaufnahme über Planung und Installation der Anlage bis hin zur Inbetriebnahme?

Binyam Abraha: Das ist schwer, dafür einen pauschalen Zeitraum zu nennen. Leider hängt das bei Mehrfamilienhäusern auch immer etwas von der Geschwindigkeit der Kommunikation ab und wie schnell Entscheidungen getroffen werden können.

Das kann manchmal ganz flott gehen, aber in manchen Fällen zieht sich das auch über Monate hin.

Die Ironie dabei: Die eigentliche Installation der Anlage ist oft flott erledigt. Das Intsallieren der Solaranlage auf dem Dach kann in 3 bis 4 Tagen über die Bühne gehen.

IMMOFUTUR: Was sind aus Ihrer Erfahrung häufig Kostenfallen bei der Installation einer Solaranlage?

Binyam Abraha: Eine gründliche Planung vor der eigentlichen Installation der Solaranlage ist natürlich von großer Bedeutung. Wenn hier etwas Wichtiges übersehen wird, dann kann das im Nachhinein für Extrakosten sorgen.

Auch eine Kostenfalle: das Gerüst.

IMMOFUTUR: Wie sieht es mit der Förderung für Solaranlagen auf Dächern von Mehrfamilienhäusern aus?

Binyam Abraha: Es gibt einmal das bundesweite Förderprogramm im Rahmen der EEG (Erneuerbaren-Energien-Gesetz). Da schauen wir dann, ob der Kunde und das Projekt die Voraussetzungen erfüllt.

Und dann gilt es nach lokalen Förderprogrammen Ausschau zu halten. Manche Gemeinden oder Landkreise bieten eigene Förderprogramme an. Da heißt es dann nachfragen und recherchieren.

IMMOFUTUR: Vielen Dank für Ihre Einblicke!

Binyam Abraha: Sehr gerne!

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