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Wärmepumpen
Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern - eine Alternative
Lesezeit: 9 Minuten
Wer trägt einen 30-prozentigen Anteil an den in Deutschland ausgestoßenen CO2 Emissionen? Gebäude durch ihre Bereitstellung von Warmwasser und Raumwärme. Autsch. Das ist kein guter Wert. Der Grund für diese katastrophalen Zahlen liegt auf der Hand: in über 80% aller Heizungen verbrennen nach wie vor ineffiziente fossile Energieträger – sprich Gas- und Öl.
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kann eine Wärmepumpe pro Jahr durchschnittlich gegenüber einem fossilen Heizsystem (Öl/Gas) einsparen
Die Politik von heute ist sich dieser miserablen Bilanz bewusst. Und versucht bereits dagegen zu steuern. Erste Schritte wurden unternommen. Weitere werden folgen. Der Wechsel auf klimaneutrale und nachhaltige Wärmeversorgungssysteme für Gebäude ist momentan mehr Empfehlung als gesetzliche Vorgabe.
Die Politik von morgen wird die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Gebäudeentwicklung in den nächsten Jahren noch stärker in den Vordergrund rücken (müssen). Und damit steigt die Chance, dass aus Empfehlungen wirklich Vorgaben werden. Und auch Forschung, Wirtschaft und Installationsbetriebe erkennen die Zeichen der Zeit.
Lieber früher als zu spät mit der Idee einer nachhaltigen Versorgung warm werden und sich informieren. Bevor es Sie und Ihre Liegenschaften kalt erwischt.
Der Zukunft auf den Fersen bleiben.
Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern
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Anteil Wärmepumpen als Energieträger in deutschen Wohnungen 2021
Quelle: Statista
Das ist mau. Im Vergleich: In der selben Statistik dominierten Gas- und Ölheizungen mit fast 75% die Heizmethode. Es besteht also definitiv noch Aufholbedarf.
Darauf deuten auch Zahlen des Statistischen Bundesamtes hin. Im Jahr 2022 wurde in 66% der neugebauten Ein- und Zweifamilienhäusern eine Wärmepumpe installiert. Starker Wert. Weniger stark: Für neugebaute Mehrfamilienhäuser lag der Wert lediglich bei 35.8%.
Doch woher kommt die Zurückhaltung, selbst bei Neubauten? Warum lassen sich viele Mehrfamilienhäuser nicht für diese nachhaltige Lösung der Versorgung erwärmen?
Eine Wärmepumpe stellt eine moderne, nachhaltige Methode der Wärmeversorgung für Gebäude dar. Sie nutzt die vorhandene Umweltwärme, um damit einen Raum, eine Wohnung oder ein ganzes (Wohn-) Haus zu heizen und Warmwasser zu erzeugen. Als Quellen für die Umweltwärme kommen Luft, (Ab-)Wasser und Erde in Frage.
Komplexität und Kosten. Das sind die Standardplätze, wenn es um die Umsetzbarkeit von Wärmepumpen in MFHs geht.
Komplexität ist lediglich der Wegbereiter für Innovationen. Die Herausforderung, die passende Wärmepumpe-Lösung für ein Mehrfamilienhaus zu finden, ist anspruchsvoll, aber vollkommen im Bereich des Machbaren. Eine qualifizierte Beratung ist hier unerlässlich - und wärmstens empfohlen.
Gründe, warum es keine universal passende Wärmepumpe für alle Mehrfamilienhäuser gibt:
- stark unterschiedliche, bauliche Gegebenheiten
- Platzmangel für bestimmte Lösungen (z.B. Größe bestimmter Wärmetauscher)
- Lautstärke-Limits (insbesondere bei Luftwärmepumpen in innenstädtischen Liegenschaften der Fall)
- administrative Hürden (z.B. Eigentumsverhältnisse)
Was das ganze einfacher macht: Mittlerweile existiert eine Vielzahl von positiven Beispielen in verschiedensten Typen und Größen von Mehrfamilienhäusern, wie die Wärmeversorgung durch Wärmepumpen zufriedenstellend sichergestellt werden kann. Die Pionier-Epoche liegt bereits hinter uns.
Es gibt praxiserprobte Beispiele, wie es gelingen kann. Ob Altbau-Aufrüstung oder 50-Parteien Mehrfamilienhaus – bewährte Umsetzungen existieren und können als Einstiegspunkt für die eigene Umsetzung dienen.
Die Kosten für eine Installation einer Wärmepumpen-Versorgung in einem Mehrfamilienhaus sind nicht unerheblich. Im Zuge des Gesetzesentwurfs für das Gebäudeenergiegesetz (GEG) – besser bekannt als Heizungsgesetz – wurde gutachterlich eine Kostenaufstellung für verschiedene Wohnformen berechnet.
Für ein 6-Parteienhaus kann man laut Gutachten bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe zwischen 25.000€ (Effizienzklasse 100) bis 60.000€ (unsaniert) an zusätzlichen Investitionskosten im Vergleich zu einer Gasheizung ansetzen.
Folgt man der Daumenregel, dass eine neue zentrale Gasheizung ca. 6.000€ pro Wohneinheit kostet, kommen wir auf 36.000€. Nun noch die vom Gutachter kalkulierten Mehrkosten addieren, macht 51.000 bis 96.000€ an Gesamtinvestitionskosten für eine Luft-Wärmepumpe in einem Mehrfamilienhaus mit 6 Parteien.
Experten rechnen mit Kostenreduktion von Wärmepumpen in den nächsten Jahren bis zu 40%
Mittelfristig lohnt sich der hohe Einstiegspreis aber. Denn die Betriebskosten sind im Vergleich zu Gasheizungen deutlich geringer. Und werden es auch höchstwahrscheinlich auf lange Sicht bleiben.
Nehmen wir als Beispiel die angenommenen Betriebskosten einer Heizungsanlage für ein großes Mehrfamilienhaus mit 22 Parteien, die im Rahmen eines Kurzgutachtens von prognos kalkuliert worden sind.
neue Gasheizung | neue Luft-Wärmepumpe | |
---|---|---|
jährlichen Betriebskosten gesamt | 32.736€ | 26.928€ |
Ein weiterer Unterschiedsfaktor: die CO2-Abgabe. Experten schätzen, dass allein bis zum Jahr 2026 die Abgabe für fossile Heizer um bis zu 80% ansteigen könne. Damit würde 1 kWh knapp 1 Cent Abgabe kosten.
Für ein 6-Parteien-Mehrfamilienhaus mit Gasheizung und einem geschätzten Jahresverbrauch von 84.000 kWh würde das allein um die 840€ an CO2-Abgaben für den Heizungsbetrieb bedeuten. Der wirtschaftlichen Betriebsbilanz konventioneller Heizmethoden durch Gas und Öl kommt das nicht zugute. Und Mietern und Eigentümern ebenfalls nicht.
Im Gegensatz dazu wird für Wärmepumpen erst überhaupt keine CO2-Abgabe fällig und sie können mit grüner Energie betrieben werden. Im Idealfall sogar in großem Umfang durch eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach. Kostensparend, von externen Versorgern unabhängig(er) und klimaneutral.
Voraussetzungen für Wärmepumpen
3 Punkte sollten Hausverwaltungen berücksichtigen:
- Wie gut ist die momentane Wärmedämmung des Objekts?
- Sind bereits Fußbodenheizungen oder Niedrigtemperaturheizkörper im Einsatz?
- Welche Wärmequellen stehen zur Verfügung?
Und ein weiterer Punkt: Gute Planung. Wie bereits eingangs erwähnt, ist eine qualifizierte Beratung unerlässlich, um für die individuellen Gegebenheiten des Gebäudes eine passende Lösung zu finden.
Ob zentrale Lösung, dezentral, eine Kombination der beiden oder pro Wohnungseinheit – eine fachliche Einschätzung wird auf Grundlage der baulichen Bedingungen eine wirtschaftlich sinnvolle und energetisch versorgungssichere Lösung ausarbeiten können.
Vorteile einer Wärmepumpe
Angesichts der Dringlichkeit, etwas gegen den Klimawandel zu tun, ist der Switch zu einer klimaneutralen, de-karbonisierten Form der Wärmeversorgung nicht nur ein langfristig gedachter Vorteil. Es ist auch eine Notwendigkeit.
Doch auch mittel- und kurzfristig gedacht bieten Wärmepumpen eine Reihe von Vorteilen, die ihre fossilen Konkurrenten nicht offerieren.
Die Vorteile einer Wärmepumpe noch mal auf einen Blick:
- wartungsarm
- lange Lebenszeit
- wenig Reparaturen
- zukunftssicher
- kosteneffizient
- Wertsteigerung der Immobilie
Und im Verbund mit einer Photovoltaik-Anlage und E-Ladeinfrastruktur werden Mehrfamilienhäuser unabhängiger von externen Versorgern. Das sorgt für mehr Versorgungssicherheit, Preisstabilität und beruhigte Eigentümer und Mieter.
Sie sind bei PV-Anlage und E-Ladeinfrastruktur für Mehrfamilienhäuser hellhörig geworden? Dann haben wir für Sie die Anschlusslektüre bereits vorliegen: Alles Wichtige über PV in Mehrfamilienhäusern und E-Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern.
Herausforderungen beim Wechsel auf eine Wärmepumpe
Anders als bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist die notwendige Temperatur für den Heizkreislauf in Mehrfamilienhäusern höher. Das betrifft primär zentrale Heizsysteme. Denn durch die Größe des Gebäudes gibt es aufgrund der längeren Strecken Verteilungsverluste der Wärme. Folglich ist eine höhere Grundtemperatur notwendig, um dem entgegenzuwirken, was wiederum für das Aufrechterhalten der Temperatur mehr Ressourcen benötigt.
Eine weitere Herausforderung ist die Warmwasser-Bereitstellung. Wenn Wärmepumpen auch für warmes Wasser sorgen sollen, dann ist der Legionellenschutz zu bedenken. Moderne Anlagen verfügen mittlerweile meist über ein solches Programm zur Vorbeugung gegen Legionellen. Nachfragen empfiehlt sich aber trotzdem.
Der Staat macht mit - Förderungen für Wärmepumpen
Es gibt die BAFA-Förderung BEG-EM. In klaren Worten: Die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) kann für den Austausch einer ineffizienten oder sonstigen Heizung beantragt werden.
Die Fördermöglichkeiten und der Umfang hängen von verschiedenen Faktoren ab (z.B. Wärmepumpen-Typ, Jahresarbeitszahl, Gebäudeeffizienz). Mehrfamilienhäuser bzw. ihre WEGs sind auch förderberechtigt.
Beispielsweise kann das Beauftragen eines Energieeffizienz-Experten mit bis zu 10.000€ gefördert werden. Auch für die Anschaffung der Wärmepumpe selbst ist eine Förderung bis zu 24.000€ pro Wohneinheit unter bestimmten Umständen möglich.
Einen ersten Überblick Ihres Förderrahmens können Sie sich mithilfe des Förderrechners des Bundesverbands Wärmepumpe verschaffen.
Weitere Einzelheiten zu den Förderbestimmungen finden sich auf der Website des Bundesverbands für Wärmepumpen (BWP) oder sprechen Sie uns an.
Woran Hausverwaltungen denken müssen
Für Hausverwaltungen wichtig zu bedenken:
- Handelt es sich um Sondereigentum oder Gemeinschaftseigentum? (z.B. relevant für das Thema Förderung)
- Ist es eine bauliche Veränderung oder Instandhaltungsmaßnahme? (insbesondere für die Aufteilung der Kosten von Bedeutung)
- Energieeffizienz-Experten beauftragen, wenn Inanspruchnahme staatlicher Förderung in Erwägung gezogen wird
Einen Energieeffizienz-Experten (EEE) zu beauftragen ist kein Muss. Außer, wenn man plant, einen Antrag auf Förderung für eine der folgenden Maßnahmen zu stellen:
- Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle,
- Anlagentechnik (außer Heizung),
- Errichtung, Umbau und Erweiterung,
- Fachplanung und Baubegleitung
Der EEE begleitet das Projekt und schreibt u.a. die technische Projektbeschreibung und erstellt nach Fertigstellung einen technischen Projektnachweis, der für das Erhalten der Fördergelder Voraussetzung ist.
Punkt 2 – die Frage nach baulicher Veränderung oder Instandhaltungsmaßnahme - zielt vor allem auf die Frage der Kostenverteilung ab. Leider bietet der Gesetzgeber nur diffuse Handreichungen. Denn die Kosten sind nur dann von allen zu tragen, wenn innerhalb einer vertretbaren Zeitspanne eine Amortisation der Investition abzusehen ist. Und nun darf diskutiert werden: Was ist eine vertretbare Zeitspanne?
Kann eine Amortisation der Investition nicht in einem vertretbaren Zeitraum (ca. 10 Jahre) stattfinden, dann wären für die Kosten nur diejenigen zu beteiligen, die dafür gestimmt hätten. Dass das in der Praxis zu einem Dilemma führt und kaum realisierbar wäre, ohne den Veto-Stimmen die Wärme abzudrehen, ist offensichtlich.
In der Praxis sollte sich das Problem aber selten stellen, da die Amortisierungszeit einer Wärmepumpe in der Regel mit 10 bis 15 Jahren veranschlagt wird. Ein Wert, der verglichen mit anderen größeren Installationen in Mehrfamilienhäusern nicht als Ausreißer zählt.
Wichtig: Das Problem stellt sich gar nicht, wenn mindestens zwei Drittel und die Hälfte aller Miteigentumsanteile dafür stimmen.
Und die Amortisationszeit lässt sich sogar verkürzen – in Kombo mit einer PV-Anlage. Denn durch den selbsterzeugten Strom reduzieren sich die Betriebskosten der Wärmepumpe, folglich ist damit auch eine Amortisation der Anschaffung früher zu erreichen.
Warm werden mit der Idee
Wärmepumpen können in Mehrfamilienhäusern eine sinnvolle Alternative zu konventionellen Heizsystemen sein. Die Vorteile liegen auf der Hand: klimaneutral, kosteneffizient, zukunftssicher und staatlich unterstützt.
Eine sorgfältige Planung und professionelle Begleitung bei so einem Wechsel ist dennoch unerlässlich. Doch Erfahrungswerte zeigen, dass es bereits viele erfolgreiche Umsetzungen gibt.
Und die Bundesregierung macht ernst. Bundeskanzler Scholz höchstpersönlich peilt ab 2024 für jedes Jahr 500.000 neu installierte Wärmepumpen an. Und er bekommt von Wirtschaftsminister Habeck Rückendeckung: staatliche Unterstützung für Wechselwillige ist garantiert. Und viel Spielraum wird es nicht mehr lange geben: ebenfalls ab 2024 sollen keine neuen Ölheizungen mehr installiert werden dürfen.
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